Woche fünf hat begonnen

Eine weitere Erkenntnis der letzten Tage: In Indien vergeht die Zeit nicht langsamer als zu Hause. Unglaublich, dass ich schon über einen Monat hier bin…. Also auch hier gilt die Devise: Carpe Diem.

Wettertechnisch hat sich nicht all so viel getan. Wir haben tagsüber nach wie vor konstant 35° Grad. Der einzige und entscheidende Unterschied zu Woche 2 und 3: Die Luftfeuchtigkeit ist viel geringer, heißt die Luft wird zunehmend trockner. Man schwitz bei weitem nicht mehr so viel. Nachts kühlt es sich inzwischen auf ca. 23°/24°Grad ab, was mich zum Glück gut schlafen lässt. Geregnet hat es bisher zweimal und das kurz aber heftig.

Der Wohl wichtigste Punkt: Mir geht es immernoch sehr gut. Jegliche Magen- und Darmproblematik hat bis jetzt einen großen Bogen um mich gemacht. (Dreimal auf Holz geklopft) Ich getrau mich immer mehr auch außerhalb zu Essen und näher mich gaaaaanz langsam auch mal dem einen oder anderen „schärferen“ Gericht an….. So richtig drumrum kommt man hier soundso nicht…. 🙂

Mein Englischkurs ist seit letzter Woche Donnerstag vorbei. Die Entscheidung mit einem Kurs zu starten war auf jeden Fall eine richtige. Ich habe wundervolle Menschen kennengelernt und konnte noch mehr über die indische Kultur erfahren. Da ich nach zwei Wochen bereits in eine höhere Stufe wechseln konnte, habe ich doppelt so viele Menschen näher kennengelernt wie ursprünglich möglich gewesen wäre. Mit vielen stehe ich jetzt noch in Kontakt und weitere Treffen sind geplant. Auch hat mir die Schule angeboten weiterhin an den Nachmittagsunternehmungen teilzunehmen.

Die Stadt an sich konnte ich auch schon mehr erkunden. Ich war bereits auf unterschiedlichen Märkten, in diversen Parks und Tempeln, im turbulenten Old Delhi und der größten Moschee Indiens (Fotos folgen). In der Fotogallerie sehen könnt ihr bereits den Bahai-Tempel oder Lotustempel. Die 27 freistehenden „Blütenblätter“ aus Mamor sind schon echt imposant, vor allem während des Sonnenunterganges. Den Innenraum durfte man leider nicht fotografieren. Zahlreiche Ordner hatten ihre Augen überall. Die dominate Farbe war weiß. Es gab keinerlei Dekoration in Form von Statuen, Gemälden, Bildnissen oder bunten Teppichen. Der Raum war leer, ausgenommen der Sitzgelegenheiten, hell, da 360 ° Fensterfront und leise, was super angenehm war. 🙂 Ein weiterer Tempel, in dem ich jedoch nur kurz war, ist der Iskcon Tempel. Vielleicht ist euch die Hare-Krishna-Bewegung ein Begriff. Man findet sie überall auf der Welt, auch in Deutschland. Die Philosophie bzw. Religionsansichten die hier dahinterstecken sind sehr komplex. Obwohl es im Hinduismus hunderte Götter gibt, beten die gläubigen Hindus, die dieser Bewegung folgen, vor allem den Gott Krishna an. Im Tempel selber war es sehr laut und bunt, hier wurde zu Trommelmusik im Rhythmus geklatscht, gesungen und gebetet. An den Wänden hingen Bilder von Krishna und seinen Heldentaten. Tempel Nummer drei, welchen wir besucht haben, ist ein Sikh-Tempel, auch Gurdwara genannt. Neben Hindus, Muslimen, Christen, Buddhisten und Jain gibt es eine weitere Relegionsgemeinschaft in Indien: die Sikh. Sie sind äußerlich zu erkennen an ihrem Turban, ihrem Bart und einem eisernen Armreif. Unter ihrem Turban tragen die Männer langes Haar, welches sie als Zeichen des Respekts vor der Schöpfung und den Naturgesetzen niemals schneiden. Den Tempel betreten, darf man nur mit Kopfbedeckung. Vorher muß man sich Hände und Füße waschen.

Neben all dem Sightseeing treffe ich vor allem Freunde, lese viel, koche und schaue englischsprachige Filme. Ich werde auf dem Laufenden gehalten zu aktuellen Themen, welche das Land bewegen, bekomme Privatstunden in indischer Geschichte, Fotographie und internationaler Filmgeschichte. Ich weiß nicht wie viele hunderte Filme die beiden Jungs schon gesehen haben, aber sie kennen alle bekannten u.a. deutschen, schwedischen, spanischen, osteuropäischen, südamerikanischen und amerikanischen Filmregisseure und deren Filme. Meinereiner hat seinen ersten Hitchcock Film vor zwei Wochen gesehen. („Vertigo“ von 1958). Zwei tolle Menschen, eine Flasche Rotwein, eine Terrasse, ein zehn Jahre alter Beamer und halb funktionierende Lautsprecher sind ausreichend für einen perfekten Abend. Und die Erkenntnis des Abends: Hitchcock hat Filmgeschichte geschrieben. 🙂

Neber der Alliance francaise kenne ich jetzt auch das spansiche Kulturinstitut Instituto Cervantes. Hier habe ich einen super witzigen südamerikanischen Film gesehen. Weiterhin waren wir auf einer Fotoausstellung zum Thema Sri Lanka. Gezeigt wurden vor allem die ersten Aufnahmen aus den Jahren 1880/1890. Sehr interessant! Ich war mit den indischen Mädels auf einem der größten Märkte shoppen und am Samstag ne Runde faulenzen im Park. Ich habe großen Respekt vor dem was junge Frauen hier leisten (müssen). Viele von ihnen stehen zwischen 5 und 6 Uhr morgens auf. Kochen das Essen für die Familie, gehen dann von 10 bis 13 Uhr zum Englischkurs. Manche von ihnen haben davor schon Schule. Andere verfolgen ihr Studium nachmittags und besuchen Kurse sowohl samstags als auch sonntags. Hausarbeit ist eine Selbstverständlichkeit auch wenn sie sich mit den Geschwistern reinteilen. Zwei von ihnen geben mehrmals die Woche Nachhilfe. Was sehr schade ist, dass sie eher aus normal indischen, eher konservativen, Familien stammen und somit zwischen 18 und 19 Uhr zu Hause sein müssen. Ganz erklären können sie es nicht. Auf der einen Seite ist es wichtig, was die Nachbarschaft über einen denkt, auf der anderen Seite jedoch wieder nicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist Sicherheit ein bedeutender Faktor und das sich Frauen ganz einfach nicht allein draußen bewegen, wenn es dunkel wird. Aber auch hier gilt, es gibt eine Menge moderner Frauen, die man in einigen Vierteln auch noch abends sieht. Wenn auch nicht ganz so viele.

Ich habe mich entschieden noch eine Weile in Delhi zu bleiben. Abgesehen davon, dass Ende des Monats das internationale Delhi Photo Festival stattfindet, habe ich Ideen für zwei eigene Fotoprojekte. Mal schauen, in wie weit ich sie umsetzen kann.

So, jetzt seid ihr wieder auf dem Laufenden. Nachfolgend noch ein paar Fotos. Diesmal bin ich auch zu sehen. 🙂

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