Die Festivalsaison hat begonnen…

Letzte Woche endete das 10 tägige Hindufestival Navaratri bzw. Dashahara bzw. Durga Punja. Diese drei Bezeichnungen stehen mehr oder weniger für dasselbe Festival. Eine grundlegende Gemeisamkeit ist, dass es von allen Hindus gefeiert und der Sieg des Guten über das Böse zelebriert wird. In welcher Form ist jedoch regional unterschiedlich, daher die verschiedenen Namen. Jeden Tag finden Konzerte, Tanz- und Theateraufführungen, Prozessionen und Paraden statt. Den ersten Tag des Festivals beginnt man mit einem zeremoniellen Bad. Grundsätzlich wir die ganze Zeit über viel gesungen und gebetet.
Ich habe zwei unterschiedliche Formen der Feierlichkeiten kennengelernt:

Im Norden Indiens verehrt man an diesen Tagen vor allem Gott Rama, welcher den Dämon Ravana besiegt. In mehrtägigen Theateraufführungen, so genannte Ramlilas, wird aus dem Nationalepos Ramayana von seinen Heldentaten erzählt.

Im Osten des Landes, vor allem in Westbengalen und Assam, steht die Göttin Durga im Zentrum der Verehrung. Durga besiegt am 10. und letzten Tag den Büffeldämon Mahishasura. Da in Delhi viele Bengali leben, findet man auch hier communities, welche der Tradition folgen und es an diesen Tagen ordentlich krachen lassen. Das wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und entschied mich zu der größten Durga Puja in Delhi zu gehen. Der erste Teil der Fotogallerie enthält Bilder von diesem Festgelände.

Was seht ihr auf dem Altar? Ihr seht eine prunkvoll geschmückte Durga mit zehn Armen, ausgestattet mit unterschiedlichen Waffen und auf einem Löwen reitend. Zu ihren Füßen liegt der Büffeldämon in Menschengestalt, welchen sie mit einem Dreizack tötet. Die Götter links und rechts von ihr sind ihre Kinder. Das wären der vielleicht euch bekannte elefantenköpfige Ganesha – ein sehr beliebter Gott mit vielen positiven Eigenschaften- , Saraswati – Göttin der Weisheit und Gelehrsamkeit -, Lakshmi – Göttin des Glücks, der Liebe, des Wohlstandes und der Schönheit – und Kartikeya – ihn kann ich leider nicht weiter zuordnen.

Weiterhin seht ihr einen Priester, welcher eine normalerweise mehrstündig andauernde Zeremonie durchführt. Er huldigt mit unterschiedlichen Gegenständen wie Feuerschalen, dem Muschelhorn und unterschiedlichen Wedeln den Göttern. Opfergaben in Form von Blumen und Speisen liegen vor den Statuen. Währendessen wird man mit Trommelmusik und Glockengeläut beschallt. Nach der verkürzten Zeremonie wird ausgelassen getanzt, gefeiert und gesungen.

Auf dem Gelände gab es Karussells für Kinder, natürlich eine Bühne für die Künstler und natürlich (!) unzählige Möglichkeiten bengalischen Köstlichkeiten zu frönen. Bengalis lieben Fleisch in jeder Variante (Seba ein Paradies für dich 😉 ), so dass man die vegatarischen Gerichte an einer Hand abzählen konnte. Habe ich dort etwas gegessen? Naja, nicht wirklich. Ich kannte ein Gericht, hab dem Ganzen dennoch nicht ganz getraut und mich zu guter letzt für unkomplizierten gebutterten und gesalzenen Mais entschieden. Nicht wirklich spannend, ich weiß…. 🙂

Wie ihr auf den Fotos sehen könnt, haben sich besonders die Frauen für diesen Abend sehr schick gemacht. Die farbenfrohen und zum Teil prunkvollen Saris sehen schon echt klasse aus. Es ist sehr schade, dass die Männer von der traditionellen Kleidung Abstand genommen haben. Die Kombination von Jeans und Shirt bzw. Hemd seinerseits und traditioneller Kleidung ihrerseits funktioniert nicht wirklich und sieht sehr eigenartig aus. Kinder, vor allem kleine Mädchen, tragen ebenso kunterbunte, glitzerne, wir würden sagen Prinzessinnenoutfits. 🙂

Am Tag darauf war ich auf einer Festlichkeit in unserer Nachbarstraße. Von einem Tag auf den anderen werden kleinere Straßen gesperrt, Zelte errichtet, Sitzgelegenheiten in Form von Teppichen verlegt (Teppich auf Asphalt sitzt sich wunderbar 🙂 ) sowie Altäre und Bühnen errichtet. Zwei Stunden habe ich mich mittenrein gesetzt und der Musik bei gefühlten und wahrscheinlichen 500 Dezibel „gelauscht“. Man beachte die Größe und Menge der Lautsprecherboxen entsprechend dem doch kleinen Raum auf den Fotos. 🙂 Wie ihr sehen könnt, sitzen Männer und Frauen getrennt. Warum? Ein 11-jähriges Mädchen, welches sich nach ca. einer halben Stunde getraut hatte mich anzusprechen, erklärte mir, dass die Frauen ein wenig Privatsphäre und Zeit zum Plaudern brauchen. Hier werden also Themen besprochen, welche nicht für die Ohren der Männer gedacht sind. 😉 Obwohl von sprechen kaum die Rede sein kann. Wir mussten uns mehr oder weniger anbrüllen, um den anderen verstehen zu können. Es war trotzdem sehr interessant, da ich mich zur Familie gesellen und mich ebenso mit ihrer Schwester unterhalten konnte. Typische Fragen neben dem Namen, der Herkunft und dem Alter sind, ob ich Geschwister habe, ob ich verheiratet bin und Kinder habe, welcher Relegion ich angehöre, ob ich indisches Essen mag, wie lange ich bereits in Indien bin, wie lange ich bleibe, was ich schon alles gesehen habe, was ich an Indien mag und was ich nicht mag und natürlich wo Deutschland liegt und was typisch für Deutschland ist. Ich wurde also regelrecht interviewt, konnte aber auch ein paar Fragen loswerden. 🙂 Solche Veranstaltungen inklusive Musik gehen bis ca. 1 Uhr nachts. Von Baby bis Senior sind alle dabei. Wenn man nebendran wohnt, gibt es insbesondere an solchen Tagen kein entrinnen. Was aber auch keiner wirklich beabsichtigt. 🙂

Tag Nummer drei sollte ein weiteres Highlight werden. Die Betonung liegt leider auf sollte. Geplant war der Verbrennung großer Dämonenstatuen beizuwohnen, welche den Sieg Ramas über Ravana symbolisiert. Muss ein echtes Spektakel sein… Wir haben es verpasst… 🙁 Vaswati hatte ihre Arbeitskollegen gefragt, wann wir am besten vor Ort sein sollen und diese meinten 20:30 Uhr wäre ausreichend. War es letzendlich nicht. Die Verbrennung startet sobald es dunkel wird, also gegen 18:30 Uhr. Nun jut, man kann ja nicht alles haben…. Internetrecherchen meinerseits haben nicht viel ergeben bzw. sucht man vergebens wann ein Event genau startet. Natürlich sind Inder etwas enspannter und flexibler was Zeitangaben angeht, daher lässt man diese einfach von Anfang an weg. 🙂

Wir waren auf einem riesiegen Festivalgelände, auf dem ebenso ein paar Karussells sowie Riesenräder standen und eine wirklich riesige Bühne aufgebaut war. Aber ich sage euch, dieser Platz war irgendwie gruselig. Die Menschen waren komisch, auf der Bühne fand gerade ein echt eigenartiges Theaterstück statt, die Musik dazu war super merkwürdig und die Luft war so staubig, dass wir entschieden hatten, nicht wirklich lange an diesem Ort zu verweilen. Eine weitere Krux der Geschichte: ich habe aus Versehen meine Fotos gelöscht bevor ich sie auf der Festplatte gesichert hatte. 🙁 Ist mir das erste Mal passiert. Aber nochmal jut, sh… happens. Zum Glück hatte mich Vaswati gefragt, ob sie meine kleine Kamera für den Abend bekommen könnte. Ihr Plan ist es einen Artikel zu schreiben, in dem sie berichtet, in wie weit indische Festivalaktivitäten dieser Art, also mit Verbrennungen, Feuerwerk und Böllern, die Luft noch mehr belastet. Das heißt, die handvoll geposteten Bilder hat sie geschossen.

So, das war es erst einmal für heute. Ein weiterer Eintrag lässt das nächste Mal nicht so lange auf sich warten. Ich bin täglich unterwegs und hab noch mehr zu berichten bzw. noch mehr Fotos auf Lager.:-)

Aber doch noch kurz ein Wort zum gestrigen Erdbeben. Es war das erste Erdbeben, welches ich erlebt habe. Ich war zu Hause, das heißt im vierten Stock unseres Hauses. Es hat ca. eine Minute gedauert und ich sage euch, es ist ein echt komisches Gefühl. Es hat ein paar Sekunden gedauert, bis ich die Bewegungen im Wasserglas und das schwanken unseres Schuhregales zuordnen konnte. Nachdem uns bewusst wurde, was hier gerade passiert, hatten wir dennoch entschieden in der Wohnung zu bleiben. Schwanken ist zuviel gesagt, aber man spürte sehr deutlich, dass sich das Haus bzw. der Boden und die Wände in irgendeiner Form bewegen. Mehr ist zum Glück nicht passiert. Also alles im grünen Bereich! 🙂

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